Wie bereits angemerkt, haben besonders die Nordeuropäer, denen schlichtes, modernes Design am Herzen liegt, den Shabby Chic abgewertet. Doch hierbei ist es günstig, sich daran zu erinnern, dass der schäbig-chice Stil vom einfachen Landhausdesign Englands und Frankreichs des 19. Jahrhunderts inspiriert ist. Seine Vorläufer finden sich in Skandinavien bzw. Nordeuropa und sind an den Gustavian-Stil in Schweden oder den Biedermeier in Deutschland angelehnt.
Der Schlüssel zum schäbigen Chic ist das Verlangen nach dem Alten, Abgenutzten, überaus Romantischen, Weiblichen und Authentischen, das sich in den einfachen Villen des Mittelmeers, des Französischen und des Englischen wiederfindet.
Es erinnert uns an Zeiten, in denen die Menschen Zeit und Möglichkeiten hatten, ihr Zuhause bis ins letzte Detail und besonders freudig, rosa und ornamental zu dekorieren.
Es existieren viele Interpretationen des Stils mit vielen Rosen, romantischen Gipsfiguren, Kerzenhaltern mit Blumenornamenten oder Badewannen mit vergoldeten Löwenbeinen. Diese Art von Überfluss mag mitunter sogar süß und niedlich erscheinen. Allerdings ist fraglich, ob man sich in seinem Büro an Zuhause erinnert fühlen möchte, das einem Puppenhaus gleicht.
Doch wenn der moderne, skandinavische Minimalismus zu kalt und steril erscheint und die Seele eines Unternehmens bzw. eines Büros etwas romantisches hat, dann kann die Kombination aus moderner Funktionalität und schäbigem Chic ein geschmackvolles Office sein, das durch gezielt gesetzte Akzente Kollegen sowie Besucher überzeugt.